NGC 1589 | Taurus
Wenn man ein Sample von Galaxien untersucht, ist es wichtig, eine objektive Parametrisierung zu nutzen. Lütticke et al. haben hierzu Isophoten benutzt, wobei zuvor die Scheibenkomponente der Galaxie vom Kernbereich (bulge) subtrahiert wurde. Diese Technik ist weniger störanfällig, da bei der Ermittlung der Formparameter entscheidend ist, in welchen Bereichen die Abweichungen von einer idealen elliptischen Helligkeitsverteilung gemessen werden. Probleme sind hierbei z.B. eine face-on Lage der Galaxie, ein zu kleiner Bulge, eine Gezeitenstörung, Staubbänder, die das Zentrum bedecken oder Vordergrundsterne.
Bei den Arbeiten von Lütticke et al. 2000AAS,145 und 2004AA,417 wurde als Sample der RC3 (Third Reference Catalogue of Bright Galaxies, de Vaucouleurs et al. 1991) benutzt, für dessen Mitglieder die Formparameter „box/peanut-shaped“ (b/p) klassifiziert wurden. Die Untersuchung zeigte, dass 45% aller Bulges b/p förmig sind. Diese Häufigkeit des Auftretens ist groß genug, um diese Morphologien durch zentrale Balkenkompenten zu erklären.
Genaugenommen können wir einen Balken nur bei einer face-on Position der Galaxie sicher identifizieren. In der RC3-Sampleuntersuchung hat man erreicht, dass man sich mit dem b/p Formparameter von dieser Einschränkung löst und eine große Galaxienzahl untersuchen kann. Damit ist es auch möglich, die ermittelten Häufigkeiten mit den „großen“ Häufigkeiten bzgl. des Auftretens von Balken- und normalen Spiralgalaxien zu vergleichen.
Der zentrale Balken rotiert um seine kleinste Achse, die längste Achse bleibt in der Scheibenebene. Die Ausdehung ist nun eine weiteres Kriterium, wichtig ist aber, dass ein „kleiner“ Balken schon die Bulge-Form sichtbar beeinflusst. Anders als im Lindblad-Bild der differentiell rotierenden scheibe verlaufen die Gasbewegungen im Zentrum durch die Balkenbewegung auf eine andere Weise – das Gas bewegt sich radial zum Zentrum und trifft mit Überschallgeschwindigkeit auf anderes Gas so dass Schockfronten entstehen. Simulationen zeigen, dass das Gas bei der Zentrumsbewegung sogar zeitweise zum Stillstand kommt.
Diese Aspekte sind v.a. im Bezug auf Aktive Galaxien von großem Interesse, da mit dem Gaszustrom gegebene Massenakkretionsrate, also die Menge an Materie, die pro Zeiteinheit auf das zentrale Schwarze Loch strömt, die Strahlungsprozese maßgeblich beschrieben werden. COBE hat z.B. bei unserer Milchstrasse einen solchen Bulge-Balken beobachtet. Man erkennt bei unserer Heimatgalaxie auch, dass mit dem Gaszustrom die zentrale Sternentstehungsrate zunimmt. Beobachtungen zeigen, dass hier vor wenigen Millionen Jahren ein ganzer Sternhaufen fast „spontan“ neu entstanden ist. Die jungen, massereichen Sterne heizen das restliche Gas den inneren zentralen 100pc stark auf. Dies kann auch ein Grund sein, warum das Schwarze Loch im Zetrum der Milchstrasse aktuell so ruhig ist: Es nach dem Rückgang dieser Heisses-Gas-Produzenten im Zentrum kann wieder kaltes Gas nach innen strömen und eine Zunahme der Röntgenleuchtkraft bewirken. Dann wir unsere Milchstrasse eine Aktive Galaxie werden – und dies ist dann die uns nachgelegene Seyfert-Galaxie.
Im erwähnten Sample findet man u.a., dass der Bulge der SA(r)ab Galaxie NGC 1589 mit 2 (box-shaped), also als kastenförmig, beschrieben wird.