NGC 7578 | Arp 170 | Hickson 94 | Pegasus
Zu den massivsten Gebilden des Universums zählen Galaxien-Haufen, wobei mehrere dieser Cluster noch größere Strukturen bilden, die sich an den „Vorgaben“ der Dunklen Materie orientieren. Im Pegasus findet man mehrere Abell Cluster, die solche „superstructures“ bilden, wie etwa Abell2572, Abell2589, Abell2593 und Abell2657 – die ist die Nummer 22 des Supercluster Kataloges von M.Postman et al. (1992, ApJ, 384). Durch die sehr hohe Galaxiendichte in diesen Strukturen wird durch dynamischen Wechselwirkungen „gestripptes“ Gas im Cluster verteilt, das dann wegen der geringen Teilchendichte sehr heiß ist und somit im Röntgenlicht nachgewiesen werden kann.
Mit dem Röntgensatelliten ROSAT wurden die Mitglieder des „Hickson Compact Groups of Galaxies“ Katalog untersucht (H.Ebeling et al. 1994, ApJ, 44) und auf besonderes Interesse stieß dabei der Cluster Abell2572 mit HCG94, letztere auch als Arp170 katalogisiert. H.Ebeling fand heraus, dass HCG94 wohl keine isolierte Gruppe von Galaxien, sondern den Kern eines Galaxienclusters darstellt, da die Röntgenhelligkeit von HCG94 die des Abell-Clusterzentrums übertrifft. Beide Systeme, der Abellcluster, wie auch HCG94 besitzen eine Rotverschiebung von z~0.04, liegen etwa 17′ auseinander und sind auf den Aufnahme gut zu erkennen. Über die räumliche Staffelung von Abell2572 ist wenig bekannt und so wird auch vermutet, dass HCG94 auch eine Zugehörigkeit zu HCG93 besitzen koennte, einer Gx-Gruppe, die etwa 30″ nordwestlich gelegen ist und nicht mehr im Bildfeld der Aufnahme liegt. Anzumerken ist auch, dass HCG94 unter den HCGs die höchste Gx-Dichte aufweist, die meisten davon sind S0-Typen und man zählt hier fast ein Dutzend Systeme in einem Umkreis mit nur wenigen Bogenminuten Radius.
Die ROSAT Aufnahme von Abell 2572/HCG94 zeigt einen Röntgenpeak beo NGC 7597, dies ist die hellste cD-Galaxie die man östlich des umgebendens Trapezes heller Sterne erkennen kann (linke Aufnahmeseite). Ein zweiter Peak liegt einige Bogenminuten nordöstlicher bei einer Gx-Dreiergruppe.
Das Zentrum der Röntgenemission von HCG94 liegt bei den Galaxien NGC 7578A (etwas südlicher gelegen) und NGC 7578B. Die Struktur der Emission kann bzgl. der räumliche Energieverteilung und der Absorptionsfeatures eher als die eines „eigenständigen“ Clusters als die einer Gx-Gruppe beschrieben werden. HCG94 wäre demnach ein Cluster mittlerer Leuchtkraft, der noch relaxiert erscheint, ohne Anzeichen des bevorstehenden Mergers mit Abell 2572.
Die mittlere Geschwindigkeit von Abell 2572 und HCG94 differiert um etwa 935 km/s, was etwa auch der Geschwindigkeistdispersion der Cluster selbst entspricht. In Projektionsrichtung sind die Cluster etwa 1..2 MPc voneinander entfernt. Man kann nun mehrere Szenarien diskutieren, die die wahre Anordnung und Wechselwirkung der beide Cluster beleuchten – unter anderem auch eine Variante bei der beide Systeme, abgekoppelt von der Hubble Espansion, ineinanderstürzen und HCG94 wäre dann trotz höherer Rotverschiebung uns näher gelegen.
Auffällig finde ich bei der kontrastverstärkten Abbildung von HCG94 die sichtbare Nord/Südausrichtung und ebenfalls die deutlichere östliche Grenzfläche in Richtung Abell2572 – vielleicht ein Hinweis auf Strukturen Dunkler Materie, die den Raum zwischen den beiden Clustern ausfüllt.