NGC 6285 | Arp 293 | Draco
Die beiden Galaxien NGC 6286 und NGC 6285 bilden ein Paar interagierender Galaxien. Die beiden Sb/S0 Typen sind auch als Arp293 klassifiziert und sind in den vergangenen Jahren sehr intensiven Studien unterzogen worden, da dieses kompakte Paar ideal in die CCD-Bildfelder von Großteleskopen passt (z.B. russisches 6m SAO Teleskop).
Bei NGC 6286, die man fast edge-on sieht, fällt ein dickes Staubband auf, das zur Hauptebene geneigt ist. Auch aufgrund der bogenförmige diffusen Strukur im südöstlichen Halo dieser Galaxie haben Whitmore et al. (AJ, 1990) sie in ihren Katalog der „polar-ring galaxies“ mit aufgenommen. In einem Abstand von 40kpc liegt der kleinere Begleiter NGC 6285, bei dem ein differenzierter Kernbereich und eine markante HII Emissionsregion nahe des Zentrums auffällt. Typisch für interagierende Galaxien, bemerkt man auch hier in einer kontrastverstärkten Darstellung eine schwach leuchtende Gasbrücke.
Mit Hilfe von mehrbandigen spektroskopischen Beobachtungen bei NGC 6286 gelang es L.V. Shalyapina et al. (Astr.Letters, 2004) für die Ha und die NII Emissionen, räumlich aufgelöste Verteilungen zu ermitteln, die auch eine genaue Quantifizierung des Ha/NII Verhältnisses erlaubten. Durch eine Modellierung der Kinematik der stellaren und der Gas-Komponente konnte eine Massenabschätzung für die beiden Galaxien ermittelt werden: 2*10^11 Ms für NGC 6286 und 1.2*10^10 Ms für NGC 6285. Des weiteren lieferte die Datenanalyse mehr Details zum Aufbau von NGC 6286. So wurde festgestellt, dass die Gasscheibe in der Hauptebene der Galaxie nicht zentriert ist, sondern einen Offset von 5″..7″ aufweist, was einem Versatz von 9 kpc zu galaktischen Ebene entspricht. Diese Verschiebung ist ein Relikt der erfolgten Gezeitenwechselwirkung.
Interessanterweise konnte aber kein Nachweis für eine Rotation von Gas um die Hauptachse erbracht werden, wie sie bei polar-ring Galaxien zu finden sein sollte. Die ebenfalls beobachtete überhöhte Infrarotleuchtkraft spricht vielmehr dafür, dass durch die Wechselwirkung die Emission in den Außenbereichen angeregt wurde und man es hier mit einer „superwind galaxy“ zu tun hat. Bei einer solchen Galaxie erfolgt die Ionisationsanregung durch eine Gas/Staubkomponente, die von massereichen, jungen, heißen Sternen ausgeht. Diese Sterne entstammen einem „Starburst“, einer explosiven Sternentstehungsphase, ausgelöst durch die gravitative Wechselwirkung. Ein solcher „Superwind“ zeigt meist einen bipolaren Aufbau relativ zur Scheibenebene und kann daher mit einem Ring verwechselt werden.